Kreuzchen mit dem Schriftzug "ruhe sanft"
Kaum war am 12. Oktober 2015 die neue Namenstafel am Grab von Johanna und Ludwig Fuchs angebaut, begann es zu regnen. Am nächsten Morgen wurde es aber noch doller: es schneite. Fast wie in der Geburtsregion der beiden im Sudetenland, wo der Winter meist Ende Oktober begann und bis April zum Teil zwei und drei Meter Schneehöhe lieferte. Für Kohlscheid ist dieser Schneefall in der ersten Hälfte des Oktobers allerdings sehr früh.
Quadrat auf der Spitze
Das Sudetenland liegt zwar auf ähnlicher Breite wie die Region Aachen, doch durch die zentral-europäische Lage und vor allem die höheren Berge des Riesengebirges, zeigte sich der Winter von einer anderen Seite. Fuhr die Straßenbahn auf ihren Schienen, so war sie durch die Schneewände links und rechts fast unsichtbar, denn der Fahrweg wurde einfach in die Schneemassen gefräst und so konnten Skifahrer über Bahn und Bahntrasse hüpfen.
Johanna ging gerne in die Berge zum Ski-Fahren oder -Wandern oder Rodeln. Das größte aber war, wenn sie auf der Bobbahn mit dem schnellen Rodel oder Bob ihrer Brüder mitfahren durfte. Ludwig war dagegen ein Wettkampftyp, der im Sommer Leichtathletik und im Winter Ski-Springen betrieb. Obwohl er ja ein wenig klein geraten war, machte er sich Hoffnungen groß herauszukommen und nicht nur auf lokaler Ebene große Sätze zu vollziehen. Der Sport erledigte sich aber von selbst, weil er direkt von der Piste in Uniform nach Osten marschieren durfte.
Das Foto wurde dabei so gewählt, das nicht ersichtlich ist, dass Ludwig und Johanna Fuchs derzeit ohne Grabstein sind. Dieser ist noch beim Steinmetz, der ein wenig Verspätung bei der Ausführung meldete. Vermutlich nicht relevant für die Verstorbenen.
Sie hat sich nie beklagt und ein zufriedenes Leben geführt und Ausdauer bei allen Festen bewiesen. Mit Alkohol war sie sehr zurückhaltend, aber beim Essen konnte jeder bis zuletzt - bei Lenis Kinderkommunion in Stolberg-Breinig - erkennen, wie gut sie in Gesellschaft es sich schmecken ließ. Für sich selbst war sie knausrig, um möglichst viel Kindern, Enkeln und Urenkeln zu vermachen.
Meinung ist willkommen.
Johanna Kellers Lebenszeit________________Hanni's Lebensweg________________Beerdigung
Hanni's Leben im Bild________Hidup Hanni dari lahir sampai mati__________ Lang, lang ist es her________Gästebuch
Danksagung vom 26. Juni 2015 ___________Traueranzeige vom 26. April 2015___________Impressum
Auf dieser langen Tour ins Nirgendwo gab es zwar Pausen, aber auch immer die Ungewissheit, lebt der Vater Ludwig noch und wo können wir überhaupt eine Heimat finden. Von Gablonz ging es über Waltershausen in Thüringen nach Helmstadt nahe dem bayrischen Würzburg. Vielen Zufällen - manche würden vielleicht Fügungen sagen - verdankte das Trio das Überleben und auch den Neustart Helmstadt. Perfekt wurde das ärmliche Glück, als nach gut drei Jahren Vater Ludwig lebend aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Millionen Russen ließen ihr Leben im Krieg und Millionen starben an Hunger und Entbehrung nach dem Krieg im Riesen-Reich mit der Hauptstadt Moskau - auch hunderttausende Kriegsgefangene. mehr
Seine letzte Ruhe fand Werner Fuchs im Wald an der sanften Rechts-Biegung des nebenan verlaufenden Fußweges. Eine stattliche Birke liefert ihm Schatten, ein paar Meter weiter weg von Grab und Weg liegt ein großer stiller Teich in der Morgensonne. Und in kurzer Zeit wird das Gras die Stelle überwachsen und nichts mehr wird auf die exakte Stelle der Urne hinweisen. Einige Meter entfernt - auf der anderen Seite des Weges gibt es einen Geviert, in das ein kleines Täfelchen mit Werner Fuchs Namen gelegt werden kann. Hier wird er in der Gesellschaft der Nachbar-Urnen-Gräber aufgenommen.
Einige Besucher der Trauerfeier am Freitag, 2. Oktober 2015, äußerten die Vermutung "Werner würde der Platz gefallen". Ich als sein Bruder glaube, dass es ihm keine Meinung entlockt hätte, seine eigene Ruhestätte zu beurteilen - gefalle oder besser gesagt stolz gemacht hätte ihn die stattliche Zahl Menschen, die ihm das letzte Geleit gaben.
Hier beim sogenannten letzten Gang zahlte sich seine geschickte, ehrliche Art aus - allerdings nicht für ihn sondern für die Hinterbliebenden. Er war nach heutiger Schreibart ein Networker der Spitzenklasse, was ihm viele Kontakte und Freunde einbrachte. Er selbst wurde aber auch dadurch zum Getriebenen, der es in Kauf nahm - um andere nur ja nicht zu enttäuschen - große eigene Opfer zu bringen. Das ließ er sich aber nicht anmerken. Bis er richtig in Rage kam, bedurfte es lange - er bevorzugte eine andere Art kurzen Aufregens, um dann "Nägel mit Köpfen zu machen", wie er es selbst gerne nannt.
Als Familienmensch zeigte er oft eine Engelsgeduld, wobei er vermutlich zu großen Problemen lieber aus dem Weg ging. Trotzdem war nicht nur die Trauerrednerin total überrascht, wie er seine große Familie erfolgreich managte oder managen ließ. In den letzten Tagen des Lebens von Werner Fuchs zeigten seine Kinder, dass sie von ihrem Vater viel geerbt haben. mehr
Danksagung Super-Sonntag, 15. November 2015 _________ Traueranzeige Werner Fuchs _________ Anzeige Tageszeitung, 26. September 2015
Geschützter Bereich_____________________Werner als Kind_____________________Werner als Mann__________________Werner als Vater
Stellvertretend für die Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, Daniel Christophe Kwame, am 21. März 1957 in Ghana geboren und seit 1988 in Deutschland. Ein junger Mann, gerade mal 30 Jahre alt, kam in der Hoffnung einen besseren Alltag zu finden.
Anfangs sah es gut aus für den kräftigen Mann, der auf kaum einem Foto lachte. Er suchte seinen Platz in der Gesellschaft hatte Freunde und sein Leben entwickelte sich positiv.
Aber mitten im Aufschwung ereilte ihn eine Krankheit, die ihn nicht mehr los ließ und am Ende zehn Jahre ans Bett fesselte. Dreimal pro Woche musste er bald zur Dialyse, recht einsam und hilflos saß er am Ende nur noch in seiner Ein-Zimmer-Wohnung mit wenig Hoffnung und großen Ängsten. Im Mai 2015 starb er mit 58 Jahren im Aachener Klinikum - ziemlich allein, wie er auch die meiste Zeit seines bescheidenen Lebens in Deutschland war.